Folker! - Januar/Februar 2006
"I am not at war with anyone"
LUKA BLOOM - Savoy Theater, Düsseldorf, 20.11.2005
Der Mann, dessen markantes Zitat "Wenn die Welt Krieg führt, müssen wir mehr Musik machen!"
das aktuelle Folker!-Plakat ziert, war wieder einmal zu Gast in Deutschland. Und Luka Bloom ließ es sich nicht
nehmen, in dieselbe Kerbe zu hauen, indem er sein Programm
in Düsseldorf gleich mit einer eindeutigen Absage an Kriege jeglicher Art begann: "I Am Not At War With Anyone".
Doch der Reihe nach - denn der sympathische Ire kam nicht alleine. An diesem Abend hatte er mit
John Spillane
einen guten Freund und Songwriter-Kollegen mitgebracht, der sich auf der Insel selbst längst einen Namen gemacht
hat, dort bei RTÉ eine eigene Radioshow moderiert, gerade eine ausverkaufte Tournee hinter sich hat und von
Größen wie Christy Moore und Sharon Shannon gecovert wird. Neben Songs seiner neuen CD "Hey Dreamer"
gab John Spillane auch den ein oder anderen seiner "Klassiker" zum Besten, darunter "Johnny Don't
Go To Ballincollig" oder das zeitlos schöne "All The Ways You Wander". In der halben Stunde, die
ihm zur Verfügung stand, gelang es ihm schnell, das Publikum für sich zu gewinnen, und man kann nur hoffen, dass
man ihn in Zukunft noch häufiger hierzulande erleben darf.
Luka Bloom betritt nach einer kurzen Pause die Bühne mit einer Tasse Tee in der Hand - locker, gut gelaunt,
kommunikativ, witzig. 50 ist er gerade geworden und hat sich selbst zum Geburtstag ein Geschenk gemacht.
Innocence lautet der sicherlich etwas ungewöhnliche Titel der aktuellen CD, ungewöhnlich, wenn man
bedenkt, dass sich hier ein Mann präsentiert, der das Auf und Ab des Lebens kennt, der weiß, wovon er singt.
Von diesem Album stammt auch ein Großteil der Lieder, die er an diesem Abend spielt. Egal, ob er - im gediegenen
Ambiente des Savoy Theaters - über einen im eigenen Land verfolgten Algerier singt, der sich in die keltische
Musik verliebt und in Galway ein neues Zuhause findet ("No Matter Where You Go, There You Are"),
über ein achtjähriges Mädchen, das seinem Vater dankt, dass er es an die irische Westküste gebracht hat
("Thank You For Bringing Me Here"), oder inspiriert wird durch eine mutige Irin, die einem Traum
folgend nach Vietnam ging, um dort obdachlose Straßenkinder zu unterstützen
("Love Is A Place I Dream Of"): Luka Blooms Lieder wirken immer authentisch, niemals
aufgesetzt oder naiv - man glaubt diesem Mann. Und wenn ihm angesichts Krieg und Gewalt einfach die
Worte ausbleiben, kommt es auch schon mal zu einem Instrumentalstück, zu dem er nur die Melodie summt
("Peace On Earth").
Ebenso schön zu hören, dass er nun ein Stück wieder ins Programm genommen hat, das er selbst vor gut
21 Jahren schrieb, das aber vor allem durch seinen Bruder, Christy Moore, bekannt gemacht wurde:
"The City Of Chicago". Und auch sonst geizt Bloom nicht mit "Hits" -
"Exploring The Blue", "Black Is The Colour", "I Need Love" -
während er an eineinhalb Stunden "reguläre" Spielzeit noch fast eine Stunde Zugaben
hängt und dabei (nahezu) keine Wünsche des Publikums offen lässt.
Fazit: Ein wunderbarer Abend in wunderbarem Ambiente mit zwei wunderbaren Vertretern der
aktuellen, modernen irischen Songwriter-Szene. Würde nicht verwundern, wenn der eine oder
andere Song beider in das kollektive Liedgut Irlands eingehen und auch in hundert Jahren noch
als "Traditional" gesungen würde...
Stefan Backes
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