Hamburger Abendblatt - Montag, 21. November 2005
Luka Bloom: Appelle statt Zynismus
Fabrik HAMBURG
"Play some Irish music!" Der Kerl im Publikum gab keine Ruhe. Luka Bloom
konterte souverän: "Die Songs sind alle irisch. Ich habe sie geschrieben."
Tosender Beifall. Denn was am Sonnabend in der Fabrik zu hören war, läßt
sich nicht auf das Klischee "Folk von der Grünen Insel" reduzieren. Ein
akzentuierter Sound und eine rauhe, dunkle Stimme, die Wärme erzeugt und
zugleich viel Sehnsucht und Schmerz transportiert.
Der Singer/Songwriter versteht sich als Weltmusiker, der aber aussieht wie
der Typ von nebenan: ein Gesicht, dessen geränderte Augen permanent
kommunizieren. Kein dauerfröhlicher Dubliner, sondern ein kritischer Geist.
Zu Beginn seines knapp zweistündigen Konzerts bekundete er mit Verweis auf
den US-Einsatz im Irak: "I am not at war with anyone." Leise stimmte ein
Frauenchor ein. Doch auf der Bühne keine Sängerinnen. Nur der Mann
auf dem Stuhl. Wahre Fans kennen ihren Einsatz. Magisch, die Stimmung.
Neue Stücke folgten - aus gutem Grund am Anfang des Abends: "Das Material
drängt nach draußen. Und wenn ihr's schlecht findet, habt ihr's bis zum Ende
der Show wieder vergessen." Rasant, meist elegant, pendelte Bloom zwischen
Kalauern, Sympathiebekundungen für Hamburg und Gerechtigkeitsappellen.
Der Ire erzählte auch von seinem Album "Innocence". Unschuld brauche
er zum Schreiben. Sonst bliebe nur Zynismus. Seine Hände spielten dabei einfach
weiter. Körper und Gitarre, Finger und Saiten in Symbiose. Bei "Gypsy Music"
produzierte er verspielte Ethno-Klänge. Bei "Sunny Sailor Boy" von den
Waterboys lag ein Flair von "Wir haben uns alle lieb" in der Luft. Mit einer
munteren Version von Robert Smith's "In Between Days" schuf Bloom das
Genre "Gothic Folk Song". Und mit LL Cool J's "I need love"
wagte er gar einen Rap. Einer der berührendsten Momente: Bloom besingt einen
Strandspaziergang aus Sicht eines Mädchens. "Thank you for bringing me here".
Ein Dank, dem sich das Publikum nur anschließen konnte.
bir
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